Donnerstag, 26. Oktober 2017

Puppe mit Holzkopf ein Rekonstuktionsversuch

In Elblag wurde in der Altstadt ein Puppenkopf aus Holz gefunden. 
Ansich nix besonderes, da immer mal wieder Holzpuppen oder deren Köpfe bei Ausgrabungen gefunden wurden. In Lübeck sind einige schöne und gut erhaltene Exemplare entdeckt worden. Auch ein Puppenkopf. In dessen Nähe fand sich eine kleine Hand aus Holz und aus dem Nagel am Hinterkopf schließen die Forscher, dass es sich um eine Puppe handelt, die zum Puppenspiel genutzt wurde. Auch das Gesicht des Lübecker Puppenkopfes schaut schon recht "Erwachsen" aus. Der Puppenkopf aus Elblag hat schon deutliche kindlichere Züge. 
Der Kopf wurde aus Holz nachgearbeitet. Den Körper habe ich proportional aus festen Wollstoff nach genäht. Hier war die Form, Größe und Material des Körpers reine Auslegungssache, da nix m Boden überdauert hat. Gefüllt habe ich den Körper mit Wolle.

 



Unsere Kinder konnte sich nicht wirklich darauf einigen ob die Puppe nun ein Junge oder ein Mädchen ist. So bleibt das der jeweiligen Spielsituation und dem spielendem Kind überlassen.

 









Baby oder Kleinkind? Was ein gebundener Gürtel doch ausmacht. 





Quelle: Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum VIII

Dienstag, 10. Oktober 2017

knusprige Klejner

oder in fettgebackene Krumme Jungs



Etwas in heißem Fett auszubacken ist eine sehr alte Art Speisen zu zubereiten.
Heute möchte ich euch ein Rezept vorstellen, dass Dänen und Dänemark Fans kennen dürften: Klejner. 
Zur Weihnachtszeit ein beliebtes Gebäck. Allerding wird in den meisten Rezepten mit Hefe gearbeitet und sie sind weich. 

Ich habe hier eine hefefreie Variante für euch die sich gut hält und knuspriger sind. Dies Rezept könnt ihr locker im Lager nachkochen oder auf Vorrat Zuhause vorbereiten. Der Teig lässt sich gut komplett mit der Hand kneten, dass das die Zubereitung im Lager kein Problem sein dürfte.

Zutaten:

175 g weiche Butter
500 g Weizenmehl (ich habe z.T. Weizenvollkornmehl genommen) 
150 g Zucker
1 Tl gemahlenen Kardermom
2 Eier
3-4 El Sahne

Fett zum frittieren


Zimt/Zucker oder Poudre Fin zum bestreuen.

- Butter und Mehl vermengen und die Zucker- Kardamom- Mischung drunter kneten.

 

- Die Eier mit der Sahne verrühren und zum Teig geben.
- Alles gut verkneten und dann zwei Stunden kalt ruhen lassen.


- Den Teig dünn ausrollen und in 3 cm breite Streifen schneiden. 8 cm lange Streifen schneiden und mittig einschneiden. Dann ein Ende durch die Mitte führen und den Teig so verdrehen.


Meinem ungeduldigem und eifrig helfen wollendem 4,5 jährigem Sous-Chef ist es zu verdanken, dass wir hauptsächlich Streifen geschnitten haben. Bitte verzeiht. 

- Nun den Teig im heißen Fett ausbacken. Welches Fett ihr dazu nutzt ist euch überlassen. Je nach Fett kann der Geschmack variieren.
- Beim backen einmal wenden und aufpassen, dass sie nicht zu dunkel werden.


- Mit einem Schöpflöffel raus holen und das überschüssige Fett auf Küchenpapier (im Lager Leinentücher) abtropfen lassen.
- Dann möglichst noch warm in Zimt/Zucker oder in Poudre Fin wälzen.




Abkühlen lassen und dann in einer Keksdose aufbewahren. Natürlich nur wenn genug das abkühlen überstehen. War bei uns nicht der Fall.





Viel Spaß beim ausprobieren und genießen.


Sonntag, 1. Oktober 2017

Kopftuch für das Mittelalter

oder wie ich unter meine Haube gekommen bin

Irgendwann stellt sich für jede ernsthafte Reenactment Darstellerin die Frage: "Was zum Geier mach ich mit meinen Haaren und für welche Art von Kopftuch entscheide ich mich?"

Mir ging es nicht anders. Ich habe viel getestet:
- das simple Dreieckstuch hinten eingeschlagen, 
- das lange schmale Rechteck, einfach im Nacken geknotet
- die Brigitta Haube, mit und ohne Schleier
- die Kombi Brigitta Haube, Wimpel und Schleier
- verzweifelt versucht irgendetwas zu wickeln... 

Irgendwie saßen nur die ersten beiden Varianten so gut, daß ich damit auch arbeiten konnte. Allerdings war dann immer der Hals frei und zum Sonntagsstaat passten diese Kopfbedeckungen auch nicht.
Der Versuch mit einem Stoffstreifen, auf den ich einfach den Schleier steckte, misslang. Er rutschte ständig, saß nie mittig und musste gefühlt jede Halbestunde gerichtet werden. Auch war es arg schwer ohne Spiegel und Hilfe es überhaupt ansehnlich hinzubekommen. Ganz zu schweigen vom Haaransatz, der immer immer heraus blitze.
Bei der Brigitta Haube in Kombi mit Schleier war es nicht anders. Zu fest gebunden, tat mir nach einem halben Tag die Ohren weh. Zu locker gebunden rutschte es und die Haare waren sichtbar.
Ganz schlimm wurde es als ich versuchte einen Wimpel um den Hals zu befestigen. Gefühlte Unmengen an Nadeln im Kopf und trotzdem blieb nix da wo es sollte. Hinzu kam, dass mir das auch fast zu viel Stoff war und an arbeiten war gar nicht zu denken. Ohne Spiegel oder Hilfe auch nur schwer umsetzbar.

Ich wollte ein Kopftuch das einfach zu binden ist, nicht so leicht verrutscht, gut sitzt und festhält. Mit dem man arbeiten kann, das ohne Spiegel zu binden ist und keine/kaum Nadeln braucht um zu halten. Wenn es dann noch Haar und Hals bedeckt, wäre es perfekt.
Ach ja, es sollte auch noch gut aussehen. Etwas eitel ist man ja doch.


Gedanklich hatte ich mich schon mit meinen simplem Kopftücher abgefunden bis ich über Abbildungen gestolpert bin, die mich neugierig werden ließen. 
Beides Bilder von Bartholomäus Zeitblom:
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/OFBJAP6QDWUKH72IZLNHLMJFVRCU73AW?query=affiliate_fct_role_normdata%3A%28%22http%3A%2F%2Fd-nb.info%2Fgnd%2F104187980_1_affiliate_fct_involved%22%29&isThumbnailFiltered=false&rows=20&offset=40&_=1506871950240&viewType=list&firstHit=DJMIBNPPBXUS3EIYVNMZOOLN75VW5MVA&lastHit=lasthit&hitNumber=54 

und 

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/VPUUUORKBI7BAMJVAPNLXKQJRLCFTAZN?query=affiliate_fct_role_normdata%3A%28%22http%3A%2F%2Fd-nb.info%2Fgnd%2F104187980_1_affiliate_fct_involved%22%29&isThumbnailFiltered=false&rows=20&offset=60&_=1506872063274&reqType=ajax&viewType=list&firstHit=DJMIBNPPBXUS3EIYVNMZOOLN75VW5MVA&lastHit=lasthit&hitNumber=71

Zugegeben sind die Bilder nicht aus unserem Darstellungzeitraum, aber sie brachten mich zum Nachdenken. Vergleiche mit anderen Bildern brachten ein unverkennbare Ähnlichkeit zu tage.

Also habe ich mit etwas Stoff getestet, inspiriert von den oben erwähnten Bildern und es gefiel mir auf Anhieb. Probeweise mal kräftig den Kopf geschüttelt. Es hielt. Dann blind, also ohne Spiegel gebunden. Es saß genauso gut.
Ich habe mein Kopftuch gefunden und es ist auch noch recht variabel.

Für Euch nun die Anleitung. Viel Spaß beim ausprobieren.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir Feedback gebt. Und mich interessiert es brennend wie es sich mit feinem Leinen verhält. Solltet ihr vor mir die Leinenvariante testen, lasst mich teilhaben. Ich bin neugierig.

Anleitung für eine mittelalterliche Kopfbedeckung

Variante 1

Hält gut und ist etwas luftiger als die zweite Variante.

Für alle Varianten braucht ihr ein Stück Stoff mit den Maßen 75x170 cm. Ich nutze dünnen Wollstoff. Leider ist er mir eingelaufen, dass ich nur 70x160 cm hatte. Vorm waschen und einlaufen saß es noch besser. Die paar Zentimeter machten einiges aus.




1) Ihr legt es euch über den Kopf und greift die Ecken einer Seite. Diese werden, am Hinterkopf leicht seitlich, festverknotet.

 

















2) Nun nehmt ihr das lange Ende über eure Schulter und führt es einmal über euren Kopf. Fühlt nach ob es ungefähr gleich lang ist.

 
 











3) Schnappt euch die Enden die an der Seite sind und klemmt sie am Nacken unter euer Tuch.







Fertig ist Variante 1.



Variante 2

Hält gut, ist sehr anständig und ist recht warm.

Schritt 1 und 2 sind die gleich.






Nun habt ihr auf der Seite wo der Knoten ist eine Art kleine Tasche. 
Ihr rafft den Stoff auf der anderen Seite und führt ihn um den Hals. Das Ende des Tuches steckt ihr in die Tasche.











Fertig ist Variante 2.


Variante 3

Ist auch sehr anständig, hält gut, braucht nur zwei Nadeln und keinen Spiegel. Dafür noch mal ein extra Stück Stoff, als Schleier geschnitten. Ob Rund, Oval oder Halbkreis ist da eurem persönlichen Geschmack überlassen.

Als erstes macht ihr mit dem langen Tuch Variante 2. 
Nun nehmt ihr den Schleier und legt ihn oben drüber.





Um das Ausrichten kommt ihr nicht drumherum. Fühlt nach ob die Enden auf gleicher Höhe enden.


















Feststecken und fertig.